Saalfelder Hospiz nimmt am 1. Mai seine Arbeit auf

Hospiz-Ansicht von der Parkseite, der Neubau mit Flachdach schließt sich rechts am alten Kinderfreizeitzentrum an und verbindet es mit dem historischen Gärtnerhaus

Erste Bewohner werden etwa zwei Wochen später erwartet - ab Mai ist der Park für die Öffentlichkeit zugänglich.

„Hospiz ist da, wo Menschen sind. Auch hier vor Ort“, so heißt es auf der Homepage des „Hospiz am Saalebogen“. Bis dahin ist es ein langer Weg gewesen, doch nun steht das Hospiz inmitten eines Saalfelder Wohngebietes in der Kleiststraße kurz vor Vollendung.

Seit 2008 hatte Matthias Lander, damals noch Pfleger in der Anästhesieabteilung des OP der Thüringen Kliniken und ab Oktober 2010 in einem ambulanten Hospizdienst tätig, den Plan eines stationären Hospizes verfolgt.

Im Austausch mit schon bestehenden Hospizen in Deutschland entwickelte er eine Vision, die Wegbegleiter wie den ehemaligen Bürgermeister Matthias Graul, den früheren Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt Alfred Weber, den verstorbenen Chef der Thüringen Kliniken Hans Eberhardt sowie zahlreiche Ärzte aus der Klinik und Niederlassung begeisterte.

Im Mai 2015 war mit der Gründung des Vereins „Hospiz am Saalebogen“ ein Meilenstein geschafft. Als dann der Stadtrat den Umzug der Jugendarbeit aus dem ehemaligen Kinderfreizeitzentrum in die Orangerie im Schlosspark beschloss, stand schließlich auch das Objekt fest und die WOBAG, die es 2016 von der Stadt gekauft hatte, kam als Bauherrin ins Spiel.

„Uns war klar, dies ist ein Bauprojekt wie kein anderes“, erklärt WOBAG-Geschäftsführerin Cordula Wiegand. „Die Herausforderung war, einerseits ein denkmalgeschütztes Gebäude und Park in ihrer Einzigartigkeit instand zu setzen und andererseits dem Raumnutzungskonzept und den speziellen Standards für ein Hospiz gerecht zu werden. Zudem sollte sich der Neubau harmonisch in den Bestand einfügen“. Gelungen ist dies durch das sehr gute Zusammenspiel des Planungsbüros, der Hospizgeschäftsführung als Mieter, der WOBAG als Bauherrin und vieler regionaler Firmen, die hinter dem Projekt standen. So konnte geschafft werden, dass das Hospiz nach dem Baustart im September 2019 nicht erst wie ursprünglich gedacht Ende des Jahres 2021, sondern schon zum 1. Mai in Betrieb genommen werden kann.

Bereits im April sind nur noch wenige Handwerker im Gebäude zu sehen: „Wir haben so geplant, dass in diesem Monat nur noch Restarbeiten und Abnahmen stattfinden, sodass das Hospiz schon eingerichtet werden kann.“

10 Bewohnerzimmer mit Zimmerpaten

Pflegebetten, Stühle, ausklappbare Schlafsessel für Angehörige, Flachbildfernseher, voll funktionstüchtige Haustechnik mit innovativer Rufanlage sowie bequemer Schalterbedienung vom Bett aus für die Jalousien und dimmbares Licht sind in allen der 10 Besucherzimmer und einem Angehörigenzimmer bereits eingerichtet. Jedes Zimmer verfügt über ein breites, barrierefreies Bad. Außerdem ist ein Zugang, auch mit Pflegebett, zur großen Terrasse im Park von allen Zimmern aus gewährleistet. Die Zimmer tragen Namen wie „Elisabeth von Thüringen“ oder „Heidecksburg“, „Feengrotten“, „Bergfried“, „Hoher Schwarm“ „Altes Schloss“, „Saalestrand“ und wurden durch ihre Paten benannt, die 10.000 € für ihre Ausstattung gespendet bzw. gesammelt haben: Die Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt, die Thüringen Kliniken, der Inner Wheel Club Saalebogen, der Rotary Club, die ökumenischen Gemeinden rund um Saalfeld gemeinsam mit der Apotheke von Hirschhausen, die Gemeinde Unterwellenborn mit einer Reihe dort ansässiger Firmen, die Sparda Bank Berlin eG, der frühere Kreissparkassen-Direktor Alfred Weber, das Stahlwerk Thüringen, der Rudolstädter Systembau sowie Familien und Freunde des Christlichen Jugendzentrum Saalfeld.

Ein großer Gemeinschaftsraum mit Küche steht den Bewohnern ebenso zur Verfügung wie ein Pflegebad mit gedimmtem Licht, an dessen Badewanne das Pflegebett direkt herangeschoben werden kann. Für die Angehörigen ist ein weiterer Raum zum Aufenthalt und Übernachten eingerichtet.

Im Obergeschoss des ehemaligen Kinderfreizeitzentrums stehen Duschen, Umkleiden und Besprechungszimmer für die Mitarbeiter zur Verfügung, unter dem Dach des alten Gärtnerhauses haben Verwaltung, Pflegedienstleitung und eine Mitarbeiterin für die psychosoziale Begleitung sowie zur Ausbildung von Ehrenamtlichen ihre Büros. Das Schwesternzimmer befindet sich gleich am rollstuhlgerechten Haupteingang in einem neu errichteten Verbindungsbau zwischen Gärtnerhaus und Altbau.

Für viele Baufirmen war es eine Herzensangelegenheit

Am 1. Mai werden unter Hausleiterin Franziska Maelzer zunächst 18 MitarbeiterInnen ihren Dienst aufnehmen. Die Kaulsdorferin hat unter anderem in der Pflegedienstleitung im Fachkrankenhaus Schloss Friedensburg in Leutenberg gearbeitet. Als Pflegedienstleiterin steht ihr Anett Beer zur Seite.

Bevor die ersten Bewohner Mitte Mai erwartet werden, stehen Teambuilding-Maßnahmen und kleinere Weiterbildungen an. Weitere Fachkräfte folgen im Juni, es können bis zu 26 werden. Nach Aussage von Matthias Lander haben sich viele hochqualifizierte Pflegefachkräfte/ Palliativ-Care-Fachkräfte und Pflegekräfte von hier beworben, die zum Teil in anderen Teilen Deutschlands gearbeitet haben, mit dem Hospiz aber genau die Aufgabe für sich sahen, die sie nun wahrnehmen wollen.

Cordula Wiegand bestätigt für die Baufirmen: „Viele haben uns gesagt, dass es eine Herzensangelegenheit für sie ist, hier beteiligt zu sein.“ Dass es um eine besondere Sache geht, spiegelt sich auch in der Spendenbereitschaft wider. Über 800 namentliche SpenderInnen und viele weitere anonyme haben über 500.000 Euro zusammengetragen. Damit konnte der Verein „Hospiz am Saalebogen“ die Innenausstattung von rund 400.000 Euro stemmen. Auch hier gab es vielfach Spenden, angefangen von Gartenmöbeln für die Terrasse und vor den Bewohnerzimmern über Schmerzpumpen bis hin zu Büromobiliar.

Die Geldspenden dienen weiterhin als unersetzliches Polster für den Eigenanteil von 5 % der laufenden Kosten, die der Verein und die Hospiz am Saalebogen gGmbH jedes Jahr zu tragen haben (die restlichen 95 % übernehmen die Kranken-, und Pflegekassen). „Wir sind guter Hoffnung, kreditfrei starten zu können“, freut sich Lander.

Die WOBAG investierte 2,4 Millionen Euro in das Projekt. Hinzu kommen noch 50.000 Euro für Außenarbeiten, die mit dem Park, nicht mit dem Hospiz in Verbindung stehen.

Schlutius-Park originalgetreu wiederhergestellt

Denn dass der Park wieder öffentlich zugänglich werden soll, war ein Versprechen an die Saalfelder, das gehalten wird.

Gerade wird das Gelände mit Lavendel und Rosen bepflanzt – so wie im Park der 1930er Jahre. Auch Eibengewächse sind nach historischem Vorbild nachgepflanzt worden. Zur Bewässerung des Parks wurde eine eigene Regenwasser-Zisterne gebaut. Der Teich vor dem sanierten Pavillon, der zum Raum der Stille wird, ist entschlammt. Im Parkteil, der zur Geschwister-Scholl-Schule hinzeigt, wird ein historischer Brunnen nebst Bärenfigur neu errichtet und eine Pergola saniert.

Auch die Außenanlagen zur Kleiststraße hin bedürfen noch einiger Restarbeiten. Hier wurde der ursprüngliche Haupteingang wieder hergestellt, der per Zufahrt erreichbar war. Gepflastert wird originalgetreu mit Kopfsteinpflaster, außer am rollstuhlgerechten Hauptzugang zum Hospiz. Die Mauerfiguren in der Kleiststraße wurden vom Steinmetz restauriert, die Beleuchtung ist historisch.

Für die Öffentlichkeit soll der Park ab Anfang Mai zugänglich sein, vom Eingang in der Körnerstraße aus. Wiegand und Lander appellieren an die Besucher, die besondere Situation zu respektieren, den Raum der Bewohner nicht zu stören und die Ruhe und Atmosphäre dieses besonderen Ortes zu wahren.

Errichtet wurde der Park unter dem Saalfelder Kartonagen-Fabrikanten Emil Schlutius um 1930. Der Kriegsbeginn verhinderte den geplanten Bau einer Villa auf dem Areal. 1951/52 entstand dafür hier die erste Kinderkrippe im Bezirk Gera.

Das Gebäude wurde mit großer Sensibilität den Gegebenheiten des Parks angepasst, so Wiegand, was dazu führte, dass Park und Objekt unter Denkmalschutz gestellt wurden.

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